Text und Hörspiel



Die ersten vollständigen Geschichten, die Kinder hören, werden ihnen in den meisten Fällen schon seit Jahren nicht mehr von Eltern oder Großeltern erzählt, sondern kommen aus dem Kassettenrecorder oder dem CD-Player. Neben dem Fernsehen und lange vor dem eigentlichen Lesenkönnen verschaffen diese Medien Hörerlebnisse, vermitteln durch Sprache und Töne Gefühle und Empfindungen, vermitteln einen Geschichtenfaden. Kinder erhalten ihren ersten Kassettenrecorder statistisch mit ca. mit 2,1 Jahren und sie bleiben ihm lange treu. Wenn auch die Begeisterung für die Geschichten aus der Konserve ab etwa dem 9. Lebensjahr langsam abnimmt, Evergreens wie etwa „TKKG“ halten noch lange vor und Harry Potter hat nicht nur den Buchmarkt, sondern auch den CD-Markt von Jugendlichen und Erwachsenen nachhaltig belebt.

Unter dem Aspekt der Leseförderung verdienen die Hörmedien in doppelter Hinsicht Beachtung. Zum einen sind ihre Inhalte häufig der Literatur entnommen und damit stellen Hörmedien eine Brücke zur Literatur her, zum anderen löst die Präsentation der Inhalte von Hörspielen eine umfangreiche Palette von möglichen Reaktionen aus. Sie erwecken mit unterschiedlichsten Methoden (Erzählen, Singen, Geräuschinstallationen) Vorstellungen und Bilder, aber auch den Wunsch, durch das Spiel mit Sprache und Ton selbst aktiv zu werden.

Diese doppelte Betrachtungsweise ermöglicht eine doppelte Zugangsweise

Hörspiele - zum Anhören:
Dabei spielen Fragen eine Rolle, wie zum Beispiel:
- „Wo werden gute Kassetten, CDs angeboten?“.
- „Wie kann aufmerksames Hören / Zuhören gefördert bzw. unterstützt werden?“
- „Wie kann das Hören zum Buch hinführen?“
- ....

Hilfreiche Links

http://www.ndrinfo.de/ndrinfo_pages_std/0,2758,SPM670,00.html
(Radio für Kinder: "MIkado")

http://www.ohrenbaer.de/frameset/
(Radio für Kinder: "Ohrenbär")

http://www.hoergold.de/
(verlagsunabhängiges Infoportal für deutschsprachige Hörbücher)

http://www.hoerothek.de
(verlagsunabhängiges Info-Magazin, dort findet man auch die hr2-Bestenliste)

http://www.ifak-kindermedien.de/
(Monatsempfehlungen des Instituts für angewandte Kindermedienforschung, Stuttgart)

http://www.stiftung-zuhoeren.de/
(Die Stiftung Zuhören fördert das Zuhören als "Kulturtechnik" in den Zusammenhängen von Bildung, Medien, Alltag, Wirtschaftsleben, Kunst und Kultur)

http://www.jugendliteratur.org/
(„Töne für Kinder“ verlagsunabhängiger Überblick über das umfangreiche Angebot von Hörproduktionen für Kinder



Hörspiele zum Selbermachen
Hier geht es darum, das kreative Potential zu wecken, das sich nach einiger Zeit des Hörens Ausdruck verschaffen möchte im Tun. Dabei spielen Fragen eine Rolle, wie z.B.:
- „Können Geräusche Geschichten erzählen?“
- „Wie werden Geschichten spannend, lustig, traurig ..... erzählt?“
- „Welche Vorarbeiten sind notwendig, um ein kleines Hörspiel selbst zu produzieren?“


Unterrichtsbeispiel

Der Umgang mit einem Kassetten-Recorder und Mikrofon ist eine relativ unaufwendige Technik und ist praktisch ständig verfügbar.
Trotzdem ist es sicherlich sinnvoll, nicht den Ehrgeiz zu entwickeln, sofort ein gesamtes Buch umsetzen zu wollen. Zum Anfang genügt eine kleine Geschichte.
Ausgewählt und leicht verändert wurde eine Geschichte von Max Bollinger „Ich bin, was ich bin“.
Sie eignet sich wegen ihrer Kürze dazu, innerhalb einer Doppelstunde als Hörspiel produziert zu werden. Dabei werden die meisten Kinder einer Klasse in die Produktion mit einbezogen.
Der Versuch ist gelungen, wenn die Klasse nach zwei Stunden befriedigt feststellt, dass das Produkt gar nicht so schlecht ist, dass man aber trotzdem noch viel mehr machen könnte.

Verlauf:

- Text-Begegnung: Der Text (AB 1) wird laut vorgelesen. Die Frage:„Ist dies bereits ein Hörspiel?“, werden die meisten Kinder verneinen, denn sie haben bereits andere Erfahrungen mit Hörspielen machen können. Vielleicht machen sie sogar den Vorschlag, dass das, was in dem Text gesagt wird, doch wenigstens von verschiedenen Sprecherinnen und Sprechern gesprochen werden könnte. –
- Die wörtlichen Reden des Textes werden unterstrichen, die Rollen verteilt, ein sogenannter Erzähler übernimmt den Rest und schon kommt es zu einer ersten Hörspiel - Fassung.
- So recht zufrieden ist nach diesem Versuch noch keiner. Sei es, dass der Text vielleicht noch zu abgelesen klingt, die einzelnen Sprecher und Sprecherinnen also ihre Rolle noch ohne das notwendige Gefühl dahersagen oder weil noch zu wenig passiert. Auf der Suche nach Abhilfe stellen sie fest, dass zusätzlich auch durch Geräusche der Text unterbrochen werden könnte.
- Wiederum ist Textarbeit angesagt. Nun empfiehlt es sich, der Übersichtlichkeit wegen ein vorbereitetes Story - Board (AB 2) einzusetzen. Die Vorschläge werden am Ende der Arbeitsphase besprochen, die für die einzelnen Geräusche Verantwortlichen werden festgelegt, und schon wird der zweite Versuch produziert.
- Wahrscheinlich werden die meisten Kinder damit schon sehr zufrieden sein. Nun könnte man noch überlegen, was getan werden müsste, um die Rolle des Erzählers zugunsten von anderen Darstellungsformen zu verringern. Z.B.“ Sie wollten ihn fangen, um ihn aus der Nähe zu betrachten,“ sagt bisher der Erzähler. Aber gibt es dafür nicht eine interessantere Lösungsmöglichkeit? Wiederum ist Textarbeit angesagt. Sehr genaues, interpretierendes Lesen ist notwendig, um gleichsam Übersetzungsarbeit zu leisten.
- Ein dritter Versuch und fast ist das Hörspiel schon perfekt. Wenn jetzt noch Zeit vorhanden ist, könnte man das Ganze mit Orff-Instrumenten, einem improvisierten Hintergrund-Chor o. ä. erweitern.

word-Vorlagen zum Ausdrucken oder Arbeiten am PC:
Geschichte
Storyboard


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Maria Beckmann, beckmann@nils.nibis.de
30.08.2004