Lesebus

"Crazy" - Kinobesuch als Leseförderung
 

Ist es möglich, dass durch den Besuch eines sog. mainstream-films mit der Schulklasse im Kino Lesepotentiale geweckt werden?
Welche Voraussetzungen müssen dafür gegeben sein, welche Nachbereitungen sind erforderlich?

Kurzinhalt des Filmes:

Der 16jährige Benjamin wird von seinen Eltern auf das Internat Neuseelen gebracht, damit er endlich die 9. Klasse und möglichst auch das Abitur schafft. Trotz seiner halbseitigen Lähmung findet Benjamin schnell Anschluss an die kleine Gruppe um seinen Zimmernachbarn Janosch. Ihre gemeinsamen Erlebnisse, vor allem aber die Entdeckung der Liebe, bestimmen fortan den Tagesplan der Jungen im Internat. Nach einer Party im Mädchenzimmer ist nichts mehr wie es war.

Crazy ist die Verfilmung des autobiografischen Romans von Benjamin Lebert
(Lebert, Benjamin: Crazy, Köln 1999)
Als 16-jähriger Autor sorgte er 1999 mit seinem Bestseller für Aufregung in der deutschen Literaturszene.

Kurz nach Erscheinen des Filmes in den Kinos kam das Buch zum Film auf den Markt.
(Schmid, Gutmann: Crazy: Das Buch zum Film, Köln 2000)
Es enthält Interviews, Bilder und Drehbuchauszüge.

Verlauf:

Nach einer kurzen Begrüßung und Einführung in den Film sollten die Schüler und Schülerinnen zunächst einmal den Film ansehen.
Am Ende der Vorführung sollten unterschiedlich Angebote bereitstehen, die zur Beschäftigung mit dem Gesehenen auffordern z. B.:

  • An einer Stellwand hängen die Portraits der Hauptpersonen - die Schüler und Schülerinnen bekommen jeder drei blaue Sympathie-Klebepunkte und sollen diese nach ihren Empfindungen den Hauptpersonen zuordnen.
  • Auf den Tischen liegen Karten, beschriftet mit dem Wort "Crazy". Die Schüler und Schülerinnen sollen ihre Meinung zum Film oder zu einzelnen Personen auf die Karten schreiben und sie in eine Meinungsbox einwerfen.
  • Ein Büchertisch bietet "Crazy" von Benjamin Lebert und "Crazy" das Buch zum Film an.


Auf diese Weise kommen bei Cola und Popcorn Gespräche in Gang. Vielleicht wird es auch für viele völlig neu sein, dass es zwei Bücher gibt, die unmittelbar mit dem Film zu tun haben und auch wenn es absolut uncool ist zu lesen - das Buch wird wahrscheinlich zur Hand genommen.

Doch wie lässt sich die Spannung und Aufmerksamkeit über den Vormittag hinweg erhalten und vielleicht sogar in den schulischen Alltag einbauen?
Als Arbeitsmaterial stehen neben den beiden o.g. Büchern noch eine CD, auf der Benjamin Lebert selbst Teile seines Buches vorliest, sowie diverse Filmkritiken zur Verfügung. Vorausgesetzt wird, dass das Ziel des unterrichtlichen Bemühens nicht auf einen schlichten Film-Buch - Vergleich hinauslaufen dürfte. Der zur Verfügung stehende Medienverbund sollte nicht gegeneinander verwendet werden, sondern miteinander in einen kommunikativen Prozess eine Vielfalt von Reaktionsformen bei den Schüler evozieren. Diese könnten im Lesen, Schreiben, Malen, Spielen... bestehen und somit die Schüler aus dem reinen Rezeptionsverhalten herausführen und zur aktiven Auseinandersetzung anregen.

Dazu dienen die folgenden "Bausteine": Eine Wandzeitung könnte ein geeignetes Mittel sein, mit dem Schüler ihre Arbeitsergebnisse präsentieren.
Selbstverständlich sind die skizzierten "Bausteine" übertragbar, veränderbar, ergänzungsbedürftig.

Zu den Arbeitsblättern (PDF-Datei): (1) (2) (3) (4) (5) (6) (7)

Ergebnis:

Vielleicht wird Leseförderung im Medienverbund viele immer noch irritieren obgleich es eigentlich so neu nicht mehr ist. Es fehlen zwar weitgehend Unterrichtshilfen dazu und wenn diese erscheinen, ist oft die Aktualität des Mediums nicht mehr gegeben. Doch dieser Nachteil wird dadurch ausgeglichen, dass die Schüler in der Regel hoch motiviert mitarbeiten. So könnte Leseförderung im Medienverbund durchaus eine Chance sein, dass Lehrer und Schüler gemeinsam neue Wege der Leseförderung kennen lernen.

Hinweise:

Der Film ist in den Bildstellen oder direkt beim NLI, Hildesheim kostenfrei entleihbar.
Best. Nr.: 32 57258/9 (16 mm ) oder 46 57258 (DVD )

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